Abgeschickt von :-) am 10 Oktober, 2003 um 17:19:58:
Antwort auf: 4 x Weisheitszahn raus. Alle auf einmal? von Hendrik am 10 Oktober, 2003 um 12:52:49:
Hallo Hendrik,
also. Von Beruf bin ich Logopädin. Ich arbeite also zwar mit MKG-Chirurgen zusammen, bin aber selbst nicht direkt "vom Fach".
Allerdings habe ich schon mehrere Patienten mit Intubationsfolgen nach Vollnarkose gesehen... ;-)
Ich berichte Dir also jetzt von meinen Erfahrungen, garniert mit ein bisschen "Fachwissen".
Ich habe mir jeweils "zwei rechts, zwei links" entfernen lassen. Und zwar deshalb, weil die eine Seite noch so entzündet war, dass man erst mal die andere operiert hat. Denn wie Du schon sagst: Wenn der Weisheitszahn bzw. das Zahnfleisch vereitert ist, wird normalerweise nicht operiert, denn dann kann es sein dass die Betäubung nicht (oder nicht ausreichend) wirkt.
Auf die entzündeten Regionen wird dann zunächst ein Lokalantibiotikum gegeben, dass die Entzündung bekämpft. Dann kann operiert werden.
Die Zahnfleischtaschen kann man nicht wegschneiden. Man würde ja eine "riesengroße" Wundfläche hinterlassen. Die Taschen bilden sich immer wieder neu, wenn der Zahn einen Versuch macht, herauszukommen. Da wirst Du immer wieder Scherereien haben. Also mein Tipp: raus damit.
Wenn Du einen Dauer-Entzündungsherd im Körper behältst, schwächt das Dein Immun-und Herz-Kreislauf-System.
Außerdem "arbeiten" auch die unteren Zähne im Knochen, greifen benachbarte Wurzeln evtl. an und es können sich möglicherweise Zysten bilden.
Mit den Aphthen hat die Vereiterung allerdings nichts zu tun, die sind so weit ich weiß durch Viren bedingt. Sie können allerdings bei einem (durch ständige Entzündungen) geschwächten Immunsystem häufiger auftreten.
Dass sich Aphthen auf die Wunden der Zahnexcision setzen, davon habe ich noch nicht gehört. Ich neige selbst dazu, diese Dinger zu kriegen, hatte aber bei beiden OPs keinerlei Probleme damit.
Die Aphthen zuverlässig loszuwerden ist leider ziemlich schwierig. Es gab mal Haft-Tabletten namens "AFTAB", die haben mir super geholfen. Aber soweit ich informiert bin, hat die Pharma-Industrie die Produktion wieder eingestellt, weil sich mit den Dingern nicht genug Kohle scheffeln ließ. So ist das nun mal.
Ob Du alle gleichzeitig entfernen lassen sollst?
Ich würde Dir davon abraten.
Eine Vollnarkose ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko!
Ich weiß es gibt viele Fans dieser Methode. Aber ich würde eine Vollnarkose nur machen lassen, wenn es wirklich nötig ist. Und glaub mir:
ES IST NICHT NÖTIG
Jede Seite einzeln, dazwischen 2-3 Wochen Pause. Die örtliche Betäubung nimmt Dir jeglichen Schmerz, wenn die Entzündung vorher behandelt wurde. Der Arzt prüft vor der OP zuverlässig, ob Du noch was spürst. Dann wird ggf. das Lokalanästhetikum nachdosiert. Also keine Sorge.
Auch ansonsten ist die OP auszuhalten! Das einzige sind die komischen Geräusche die es macht. Aber mal ehrlich - war nicht jeder von uns schon mal "Opfer eines Bohrers" und hat's auch überlebt?!
Das wirklich Schlimme sind die Schmerzen davor und die Schmerzen danach! Und die hat man mit oder ohne Vollnarkose. Und wenn dann auch noch durch die Narkose Dein Kreislauf total im Keller ist und Du vorher schon mindestens 6 Stunden gefastet haben musst, erhebt das nicht gerade die Stimmung!
Noch dazu haben viele Leute von denen ich gehört habe, nach der Vollnarkose mit Heiserkeit und Schluckbeschwerden zu kämpfen gehabt. Das kommt aufgrund der Intubation (Du wirst während der Vollnarkose beatmet, weil Du nicht selbst atmen kannst - Deine Muskeln werden ja "lahmgelegt").
Mir haben schon meine Wundschmerzen gereicht, also kein Interesse an noch mehr Sorten von Schmerzen... ;-)
Glaub einer alten Schisserin wie mir - man kann es wirklich ohne Vollnarkose aushalten. Du wirst Dich wundern wie schnell es vorbei ist. Und wenn Du dann Deinen Mund wieder richtig schön weit aufkriegst, dann kommt die andere Seite dran!
Ich wünsch Dir viel Glück und gute Besserung.